Das Licht ist jetzt so klar und strahlend, bin ein bisschen geschwommen und habe mich mit dem Jungen von der Kassa, der mich immer so an den Sportstudenten erinnert, übers Photographieren unterhalten, bis uns zu kalt geworden ist. Er hatte heute frei, deshalb war er auch im Wasser. Als fast alle Leute schon gegangen waren, weil die Sonne untergegangen war, ist Leroi gekommen! Konnte es nicht glauben, er kommt sonst nie am Sonntag, ist er wegen mir gekommen, habe gerade so eine witzige Stelle in SNOW CRASH gelesen und ihn nicht gesehen, habe auch überhaupt nicht mehr damit gerechnet, dass er noch auftaucht, weil alle schon beim Aufbrechen waren. Ich war außer mir, als ich ihn sah. Er hat zwei Handtücher in unauffälligen Farben auf seinem Platz ausgebreitet, kein Zitronengelb, kein Orange, hat sich schnell ausgezogen und alles, was er anhatte, war feuerrot. Er setzt sich die Schwimmbrille immer auf, bevor er sich auszieht, kann er es auch nicht erwarten, endlich im Wasser zu sein? Er hat mich wahrgenommen, ich war so aufgeregt, dass ich es nicht gewagt habe, ihn anzusehen. Er hat einen Kopfsprung gemacht, einen vollkommenen Kopfsprung, für mich, er weiß, dass ich ihm zuschaue. Bin auch geschwommen, weil ich bei ihm sein wollte, es war niemand mehr da, außer zwei Idioten, der eine hat ständig gespritzt und gestrampelt, den hätte ich am liebsten angeschrieen, und ein alter Knacker, der genau neben mir geschwommen ist, obwohl das ganze Becken leer war, aber vielleicht war er ja vorhin in meiner Bahn und ich hab sie ihm weggenommen. Ganz am Anfang, als ich beim tiefen Ende ankam und Leroi von oben zurückschwamm, hat er mich unter Wasser angelächelt, er war auch selig, so selig wie ich. Nach zwanzig Längen bin ich aus dem Wasser gesprungen, vorher bin ich noch Rücken geschwommen, mein König ist am Beckenrand gestanden und hat sich ausgeruht und geschaut, bin die letzte Länge gekrault, ich liebe die Wellen, die das macht, weil sie mich übers Wasser tragen. Hab mich in mein Handtuch gekuschelt, mir die Schuhe angezogen und ihm zugeschaut. Er hat einmal so heftig geatmet, damit ich es höre, das war so erotisch. Ich kann mich noch an den Traum erinnern, wo ich mich zu ihm auf den Liegestuhl gesetzt habe, mein Unbewußtes hat sofort gewußt, dass er mein Meister ist, es hat sich nicht getäuscht, dieses Mal nicht! Der Moment, als er gekommen ist, war so unglaublich, er bleibt immer stehen und schaut zu mir her. Als ich im Wasser war, hätte ich beinahe geweint vor Freude, mir ist abwechselnd heiß und kalt geworden, ich war überwältigt. Als ich noch im Wasser war, ist er Brust geschwommen, das kann er am schönsten von allen, ich liebe es, ihm dabei zuzuschauen, unmöglich, das zu photographieren, das ist noch besser als Delphin, er hat dauernd auf die Uhr geschaut, wenn er am Beckenrand war, wollte er wissen, wie schnell er ist oder war er so nervös? Nach ein paar Minuten war Badeschluss, er war noch beim tiefen Ende, habe auf ihn gewartet und als er aus dem Wasser gesprungen ist, bin ich genau vor ihm gestanden, ich habe gewartet, um ihn vorbei zu lassen, hab wieder gesehen, wie groß und dünn er ist, wie eine Giraffe, er war ganz verwirrt, wie jemand, den man gerade aufgeweckt hat, dann hat er mich angelächelt, er wollte etwas sagen, er hat ja gesagt, ja hat er gesagt! Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen, aber ich hätte auch gar nicht mehr ertragen, war so vollkommen befriedigt und erstaunt. Als ich vor ein paar Tagen die Photos im Schatten durchgeschaut habe, habe ich gesehen, dass ein Mädchen neben ihm sitzt, er hat sich ganz vorsichtig noch näher neben sie gesetzt und ihr mit der Hand bedeutet, dass sie zu ihm rücken solle, das war so zart und fein, dass ich ihn nur umso mehr liebe. Manchmal sehe ich ihn vor mir, bin süchtig nach diesen Momenten, er ist ganz nah bei mir, in mir.

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