Zu Mittag war ich schwimmen, war erst um Eins im Wasser, weil ich so getrödelt habe in der Stadt, Adam ist schon um Viertel nach Eins gekommen, sah ihn plötzlich dort stehen unter lauter Schülern, er hat den Arm gehoben, habe mich so gefreut, ihn zu sehen, wegen diesem Traum und weil er am Mittwoch und Freitag nicht da war und weil die Sonne so geschienen hat, es war ein richtiger Frühlingstag, er schien sich auch zu freuen. Wir sind auf und ab geschwommen, es waren fast keine Leute mehr da, es war ganz ruhig, un ange est passé. Wenn die zwei Schwimmer, die noch in der sechsten und siebten Bahn waren, nicht so laut gewesen wären, hätte ich Adams Atemgeräusche hören können, er war vor mir fertig, hat in seiner Bahn Turnübungen gemacht, hat zu mir her geschaut, war aber so blass, ist er doch krank geworden? Ich habe ihm zugerufen: Freust du dich über die Sonne? Er hat JA gesagt, lachend, glücklich, hat mir erzählt, dass sie PIERROT LUNAIRE verfilmen werden in New York, mit einer deutschen Sopranistin von der manche Kritiker sagten, sie singe besser als die Callas. Ich habe mich gewundert. Wie soll ich es ohne ihn aushalten, wenn er in New York ist? Heute war er schon im Wasser als ich kam, ist geschwommen und geschwommen und geschwommen, er war in der siebten Bahn, aber sein pullbuoy lag noch unter dem sechsten Startsockel, einmal ist er stehen geblieben und ich habe ihn begrüßt, er hat Hmmmm? gefragt, ich bin gerade nach oben geschwommen, als er in der achten Bahn Streckübungen gemacht hat, wollte nicht so ängstlich sein, als ich beim tiefen Ende ankam, stand er dort und hat auf mich gewartet. Er ist extra zu mir zum tiefen Ende gekommen, das hat er noch nie getan. Ich habe vor Freude laut geschrieen, er hat stolz gesagt Heute bin ich befördert worden! Ich habe ihn gefragt, zu was? Zum Direktionsassistenten an unserem Theater! Ich wollte eigentlich kündigen. Ach, hättest du doch gekündigt! Ich habe ihm die Hand gegeben und ihm gratuliert, seine Hand war so groß und fest, ich habe sie gedrückt, seit diesem Händedruck fühle ich mich beschützt, er hat mich verwundert angeschaut, nein, meine Hand, als ich sie genommen habe, habe ihn gefragt, wie alt er sei, er hat leise dreiundzwanzig gesagt. Ich habe mich nicht verschätzt. Brauchen Sie dich so nötig? Scheinbar! Und weg war er. Habe mich mit dir gefreut, damals, aber wenn ich gewusst hätte, was für ein Parvenu und Snob aus dir wird… Ich hätte zu ihm sagen können, dass wir das feiern müssen, ach, es wird sich schon noch ergeben, eines Tages. Ich sehe seine Wohnung vor mir, obwohl ich sie gar nicht kenne. Sie wirkt wie ein Schiff oder ein Dreieck, an der Spitze ist die Küche, ein riesiges Bett steht hinten, so dass er von da alles überblicken kann, neben der Küche ist eine andere Kabine und da steht sein Schreibtisch vor dem Fenster mit seinen Bücherregalen, in denen sich die Totenberge türmen. (A.S.) Seine Haare waren schon wieder trocken, obwohl er gerade dem Wasser entstiegen war, vor ein paar Tagen habe ich mir noch gedacht, dass er nie zum tiefen Ende kommt. Heute war er zum ersten Mal auf meiner Seite oder soll es Tod bedeuten? (Henri Heine)

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