Im Grunde hat mich Adam aus der Misere mit MS gerettet, deshalb bin ich ihm so tief verbunden. Heute war er nicht schwimmen, ist er wieder ins Waldviertel gefahren, um diesen Film fertig zu stellen? Hat er deshalb auf mich gewartet, gestern? Als ich nach Wien kam, bin ich ständig ins Stadthallenbad schwimmen gegangen, 40 Längen sind mir damals viel vorgekommen. Es hat immer geregnet, ich habe mich ständig verkühlt, bin bei der Burggasse ausgestiegen und den langen Weg zum Vogelweidplatz gegangen. Dann bin ich lange Zeit überhaupt nicht mehr schwimmen gegangen, denn es war mir damals der Verstand gekommen (Ingeborg Bachmann). Ich hatte Angst vor den Leuten, Mischa hat mir das Schönbrunnerbad gezeigt, sein Geheimnis. Als ich in der Kübeckgasse gewohnt habe, habe ich mir einen Zehnerblock gekauft und verfallen lassen. Jetzt reut es mich. Inzwischen habe ich alles nachgeholt. Bin immer mit dem Fahrrad zur Donauinsel gefahren, den weiten Weg von der Kübeckgasse über die Rotundenbrücke durch den Prater zur Hauptallee und über die Ausstellungsstraße zur Reichsbrücke und auf die Insel, aber nach dem Unglück dort, im Spätsommer 1997, bin ich nur noch ins Schönbrunnerbad gegangen. Bis MS wiedergekommen ist, bin ich im Winter ins Stadthallenbad gegangen. Er wäre gestorben, wenn ich nicht mit ihm auf die Baumgartner Höhe gefahren wäre, als er einen Blinddarmdurchbruch hatte, einen Nervenzusammenbruch, weil er über die grüne Grenze nach Wien gekommen ist. War ich nicht immer am Abend in der Schwimmhalle? Ich kann mich noch an das Licht erinnern, das sich in den Fenstern gespiegelt hat. Habe immer nur an Laurenz oder Tom gedacht, aber dann gab es nur noch Adam, bis heute. Habe ständig nachgerechnet, wie viele Minuten ich für 3 Kilometer brauche, eineinhalb Stunden für 60 Längen, also 3 Minuten für 100 Meter? Nein, ich habe einmal auf die Uhr geschaut, zwei Minuten für 100 Meter. Adam braucht für vier Kilometer eine Stunde!

Wir waren in einem Hotel und ich hatte meine eigene Bettwäsche mit, blau, aber alle mussten dieselbe Bettwäsche verwenden, so dass meine eigene abgezogen und durch eine kollektive ersetzt wurde. Ich habe Manfred gefragt, wo meine sei und mich bei ihm beschwert. Er wusste zuerst nicht, was er machen solle, dann hat er mir suchen geholfen. Später sind wir irgendwohin gefahren, von einem Abhang aus sah ich einen Baggersee und wollte unbedingt, dass wir in diesem See schwimmen, das Wasser war dunkelblau, aber die Anderen haben sich geweigert, deshalb bin ich allein schwimmen gegangen und die Anderen sind weiter gefahren. War ihnen zu kalt? Als ich mich umziehen wollte, sind drei Männer da gestanden und nicht weg gegangen. Ich habe mich beschwert und sie angeschrieen, dass sie verschwinden sollen. Die kollektive Bettwäsche war fleischfarben mit blauen oder grünen Blümchen. Ich habe behauptet, den See zu kennen. Warum fällt mir zu diesem Traum nichts ein?

Adam fliegt zu Ostern mit einem Filmteam nach New York, in seinem Hotel gibt es einen Swimmingpool. Wahrscheinlich möchte ich, dass er allein schwimmen geht, sonst werde ich eifersüchtig auf seine Schwimmgefährten. Er ist wieder gekommen, aber erst um dreiviertel Zwei, ist in dem Moment über das Mäuerchen gestiegen, als ich hin geschaut habe, ich habe gelächelt, weil ich mich so gefreut habe, ihn zu sehen, da hat er mir gewinkt, bin zum seichten Ende geschwommen und er ist auf mich zugekommen. Vor mir sind ständig zwei Mädchen mit blauen Badehauben herum geturnt, sie haben auch zu ihm hingeschaut. Er hat mich begrüßt, ich habe die Mädchen verjagt, er hat sich an den Beckenrand gesetzt und seine süßen Füße kokett auf die Leine zwischen uns gestellt. Bin weiter geschwommen, habe auf die Uhr geschaut, ich brauche doch drei Minuten für 100 Meter, wenn mir niemand in die Quere kommt. Adam ist in der siebten Bahn geschwommen, ein Delphinschwimmer hat ihn ständig aus dem Rhythmus gebracht. Diese Delphinschwimmer! Vielleicht mag er Delphinschwimmer? Im Schönbrunnerbad hat er mir erklärt, dass er Delphinschwimmen könne, aber nicht recht gut. Er kam mir so unkonzentriert vor, was macht er in New York? Einmal ist er mitten im Training mit dem Kopf über Wasser geschwommen, das macht er sonst immer nur am Schluß, hat er jemanden beobachtet? Er ist plötzlich aus dem Wasser gesprungen und Wasser trinken gegangen, dann ist er mit seinem pullbuoy geschwommen, am Schluss bin ich auch ganz langsam geschwommen. Habe die Konstruktion der Schwimmhalle begriffen, das macht mich glücklich. Adam ist gleichzeitig mit mir stehen geblieben, ich bin vor ihm aus dem Wasser gesprungen und habe seinen Namen gerufen, er hat es nicht gehört, ich habe noch einmal gerufen und er hat zu mir her geschaut, ich habe ihm gewinkt, er hat Tschüss gesagt. Ich mag dieses Wort nicht, weil ich nicht weiß, was es bedeutet, aber jetzt mag ich es, weil er es gesagt hat. Adjuus, geh mit Gott, aber geh!

War nachher so traurig, so am Boden zerstört, wusste gar nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Bin mit dem 48A in die Stadt gefahren, habe mir das Fabianihaus am Kohlmarkt und das Plečnikhaus auf der Brandstätte angeschaut, bin nach Hause gefahren, wusste nicht, was ich dort sollte. Bin wieder in Wien herum gefahren, habe die Kirche von Roland Rainer in Simmering gesucht, bin dort herum geirrt, habe sie nicht gefunden, mir war so kalt, ich fühlte mich so verlassen, was für ein sinnloser verlorener Tag! Ich glaube nicht, dass Adam mich liebt. Er ist weiter geschwommen, ich treffe irgendwelche Leute vor der Halle, die ich im Wasser gesehen habe, aber ihn sehe ich nie. Halte es zu Hause nicht mehr aus, weil er nicht anruft. Habe Sophia getroffen, sie hat mich gefragt, warum ich nie zu Hause sei. Heute hat ein Bademeister zu mir gesagt, dass die Schüler nicht in der sechsten und siebten Bahn schwimmen dürften, Aber Sie tun es! Was würde wohl Adam dazu sagen? Diese Brustschwimmer! Was hat Adam so irritiert? Der Delphinschwimmer oder ich, weil ich ihn nicht begrüßt habe? Er interessiert sich überhaupt nicht für andere Menschen, nur für Promis, er ist ein Parvenu.

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