Bin schon um zwölf Uhr ganz nervös geworden, wollte aber nicht zu früh im Wasser sein, deshalb habe ich zu Hause noch alle Zeitungen gelesen und bin durch den Park zum 48A gegangen, Adam war schon im Wasser, bin noch auf’s Klo gegangen, hatte plötzlich eine ganz irrationale Angst, dass er geht, während ich auf dem Klo bin oder dass er gar nicht da ist und ich mich getäuscht hatte. Bin zurückgegangen in die Halle, habe zu zittern begonnen, weil ich ihn nirgends sah, habe nur sein Waschbrett dort liegen, ihn aber nicht mehr schwimmen gesehen. Ist er untergetaucht? Als ich zum tiefen Ende ging, am Längsrand des Beckens entlang, sah ich ihn wieder. Bin ins Wasser gesprungen, eine Frau mit einem Kind schwamm in meiner Bahn und das Becken war voll mit Schülern, und beim seichten Ende stehen geblieben, nach einer Sekunde blieb er auch stehen, neben mir: Ich habe um drei eine Prüfung! Heute sind wieder viele Leute da! Habe ihm erzählt, dass gestern fast niemand da war, darauf meinte er, dass er gestern nicht gekommen wäre, weil er sich gedacht hätte, dass es so voll wäre. Er wirkte so, als ob es ihm leid täte. Ich habe ihn gefragt, ob er am Samstag weg fliege, nein, am Sonntag, um wie viel Uhr? Um elf. In der Früh? Ja, er hat mich erstaunt angeschaut, weil ich das so genau wissen wollte. Dann habe ich keinen Schwimmgefährten mehr! Er war schon wieder in Startposition, hat gefragt, was ich gesagt habe, ich habe es wiederholt, Naja, ich komme ja wieder! Es klang kühl. Ich bin nach oben geschwommen, nach ein paar Längen hat er Streckübungen gemacht, er war ganz außer Atem und hat gesagt, dass er fertig sei. Die Frau mit dem Kind ist gerade angekommen, ich bin zur Seite gegangen und aus dem Wasser gesprungen. Wir sind über die Treppe gegangen und ich habe ihn gefragt, was für eine Prüfung das sei, Rechtskunde. Er habe diesmal aber nichts gelernt, er könne sie ja im Sommer wiederholen. Ich habe ihm viel Glück gewünscht, er hat ja gesagt und ist in der Garderobe verschwunden. Ich war so traurig, als ob er schon in New York wäre. Als ich beim Eingang war, habe ich durch das runde Fenster den Profis zugeschaut und auf ihn gewartet, da sah ich ihn von oben über die Treppe hinauf kommen, er hat mich nicht gesehen. Als er bei der Tür hinausgegangen ist, bin ich ihm nachgelaufen und habe ihn festgehalten. Ich habe ihn gefragt, ob das die letzte Prüfung sei und ob er sie nicht im Herbst machen könne. Er hat nachgedacht, seine Augen waren ganz grau, dann hat er einfach ja gesagt, ja hat er gesagt.

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