Adam ist nach eins gekommen und ich war schon bei der achtzehnten Länge, habe zuerst das gelb-türkise Brett gesehen und dann erst ihn über die Steinbank steigen, er ist auf der Längsseite entlang getänzelt. Als er bei den Startblöcken war, hat er mir zugewinkt, ich habe auf ihn gewartet, er ist auf mich zugekommen und ich habe ihn gefragt, ob er keine Prüfungen mehr habe. Doch, noch zwei, in was, in Filmarchitektur und Kamerapraxis, aber das ist leicht. Dann hat er mir erklärt, dass er morgen noch ein Referat habe und viel tun müsse. Er hat sich auf den Beckenrand gesetzt und seine kleinen Füße kokett auf die Leine gestellt, ich habe seine süßen Zehen angeschaut, er hat es bemerkt. Wahrscheinlich ist das der einzige Grund, warum ich so verliebt in ihn bin, es gibt sonst keine Menschen, die so schöne Füße haben. Zwei Leinen waren übereinander gespannt und nur eine Bahn abgesperrt. Warum machen sie die zweite Bahn nicht auf? Das frage ich mich auch. Ich habe ihn gefragt, ob er da schwimmen mag, er hat mich wieder so fragend angeschaut. Ich habe auf die Bahn gezeigt, wo ich war und bin zur Seite gegangen, er hat mir darauf leise und eindringlich erklärt, dass die Leine die Wellen breche, das sei besser beim Atmen. Ich habe zu ihm gesagt, dass die Wellen toll seien, da hat er wiederholt, dass die Leine die Wellen breche. Ehrlich? JA! Er hat es mir erklärt wie einer Anfängerin, und es stimmt ja, beim Schwimmen bin ich eine Anfängerin, sonst ist es umgekehrt. Er hat die Innenseiten seiner Schwimmbrille abgeleckt, damit die Gläser nicht beschlagen, dann hat er sie sich aufgesetzt und wir sind los geschwommen. Ein Mann ist vom Turm gesprungen und es hat laut geklatscht, er ist lange nicht mehr aufgetaucht und jemand hat laut gesagt: Pain. Um halb zwei wurde die sechste Bahn wieder abgesperrt, Adam ist sofort in der sechsten Bahn geschwommen, sie war noch ganz leer. Plötzlich waren wieder alle bei ihm in der Bahn. Ich bin nicht neben der Leine geschwommen, habe eine Bahn zwischen uns frei gelassen, als ich fast fertig war, ist er unten stehen geblieben und hat auf mich gewartet. Ich habe gekeucht und bin auch stehen geblieben, er war ganz nahe bei der Leine und hat mich angelächelt. Ich habe ihn gefragt, wie viele Längen er schon habe. Vier Kilometer, noch 500 Meter, dann ist Schluss. Ich habe schon 57 Längen. Er hat nichts zu meinen Längen gesagt, aber ist es möglich, dass er vier Kilometer geschwommen ist, während ich 30 Längen geschwommen bin? Schwimmst du jeden Tag so viel? Ja, meistens vier Kilometer, aber heute bin ich gut drauf, weil ich gestern so viel gegessen habe. Das war seltsam, hat er sonst nie genug zu essen oder wie? Oder war er wieder bei seiner Mama? Heute ist es ganz ruhig, sind jetzt schon Ferien? Nein, ich glaube, erst nächste Woche. Am Montag will ich nie herkommen, weil ich mir denke, dass so viel los sei. Der Donnerstag ist mein Lieblingstag, da ist es immer so ruhig, aber manchmal sind gerade am Donnerstag besonders viele Leute. System ist da keins dahinter. Er wollte schon wieder los schwimmen, ich habe gerufen, dass ich froh sei, wenn ich keine Schüler sähe. Er hat sich umgedreht und mir zugelächelt und ja gesagt. Ich bin noch ein paar Längen geschwommen und habe mich auf das Wasser gelegt, dann bin ich gegangen. Bin bei der Treppe stehen geblieben und habe ihm zugeschaut, er hätte ja sowieso keine Zeit, weil er dauernd Filme drehen, Referate schreiben, Artikel schreiben, Interviews führen muss, irgendwann wird sein Leben vorbei sein und er wird noch immer niemanden geliebt haben. Ich werde ihn fragen, ob er mich sein Referat lesen lässt.

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