War um halb oder dreiviertel Eins im Wasser, hab vorher ein Buch über’s Kamptal gelesen, Adam ist erst um Viertel nach eins gekommen, habe mir beim Schwimmen überlegt, dass er gerade auf der Uni sein könnte und wenn er um Dreiviertel eins aus hat, wird er um Viertel nach Eins kommen und er ist wirklich gekommen, sogar eine Minute früher. Als er kam, bin ich auf dem Wasser gelegen, sah ihn, als ich zum seichten Ende schwamm, wie er mit seinem pull buoy zu den Startblöcken geht. Er hat sich wieder unten hin gesetzt und auf mich gewartet, beim sechsten Startblock. Ich bin auf ihn zu geschwommen, hab aber nicht hingeschaut, er hat Hallo gerufen und weg geschaut. Ich war erstaunt, weil er so abweisend war, aber ich habe ja auch weg geschaut. Ich bin weiter geschwommen, weil er sich nicht unterhalten wollte. Nach einer Weile sah ich ihn in der siebten Bahn schwimmen, sein Waschbrett lag jetzt unter dem siebten Sockel. Wollte er mich zuerst begrüßen und dann in der siebten Bahn schwimmen oder wollte er nicht neben mir schwimmen? Es hat so ausgesehen, als ob er in der sechsten Bahn schwimmen wollte. Habe ich ihn daran gehindert? Ich glaube, er schwimmt aus Höflichkeit nicht neben mir. Vielleicht mag er nicht neben mir schwimmen? Gestern sind wir eine Weile nebeneinander geschwommen, ich hab gesehen, wie sich seine Zehen einrollen beim Brustschwimmen, wie bei einem Tier. Heute war es ab halb zwei so ruhig, dass ich Adam atmen gehört habe, ich erkenne ihn an den Geräuschen, die er beim Schwimmen macht, sie antworten auf seinen Rhythmus. Ich hörte meinen und seinen Rhythmus ineinander übergehen wie eine Fuge. Zwischen uns ist immer einer gesprintet, der hat so gespritzt und geplatscht, dass die Ruhe unserer Bewegungen umso deutlicher zum Vorschein gekommen ist. Ich bin schnell geschwommen, hab die Sprungkraft in den Beinen entdeckt, wie bei einer Katze. Wenn Adam neben mir schwamm, waren wir gleich schnell, aber dann hat er eine Wende gemacht und während ich nach unten schwamm, ist er mir in der Mitte schon wieder entgegen gekommen. Ich glaube, er war so glücklich wie ich, denn als er unten stehen blieb, hat er mich selig angelächelt. Die Sonne schien und alles war erleuchtet, es war eine Ahnung von Mai, von Sommer, von Schönbrunn. Ich bin noch drei Kilometer geschwommen, habe den Kopf unter Wasser getaucht und habe ihm im Weggehen gewinkt, sah ihn noch schwimmen, ich weiß nicht, ob er mich gesehen hat.

Beliebte Posts aus diesem Blog