War erst um fünf vor eins im Wasser, hatte Angst, dass er schon weg ist, aber er schwamm wie immer auf & ab. Sein Brett lag noch unter dem Sprungbrett. Ruveni hat sich mit dem Einbeinigen unterhalten, ich war froh darüber, weil er immer so spritzt, aber es gibt noch genug andere Koffer im Wasser, die beide Beine haben und genauso spritzen. Adam hat mich irgendwann begrüßt, er hat sogar gelächelt, ich bin weiter geschwommen. Habe auf ihn gewartet, er ist stehen geblieben, hat Turnübungen gemacht und sich so ausgestreckt, dass ich seinen vollkommenen Körper ganz deutlich gesehen habe, vielleicht hat ihm etwas weh getan, er hat es noch einmal gemacht, ich habe ihm zugeschaut, er ist so schön, ist aus dem Wasser gesprungen, ich habe zu ihm hin geschaut, er ist zu mir her gekommen, hat sich zu mir gebeugt und mich gefragt, ob ich morgen noch da sei. Ich habe kurz nachgedacht und ja gesagt, ja dann! Wollte er mir wieder etwas wünschen, formvollendet? Heute war er so entspannt, sind wir nicht auch erschöpfte Hysteriker? Er war mir gar nicht böse, dass ich ihn Baby genannt habe, ich habe ihn gefragt, was er am Abend mache und er hat mir erklärt, dass er von zwei bis zehn arbeite, weil ich ihn gefragt habe, wie lange, er müsse so lange arbeiten, bis die Vorstellung aus sei. Ich habe ihn gefragt Wieso? Arbeitest du am Theater? Er hat es anders verstanden und geantwortet Das hat sich so ergeben. Dann hat er mir erklärt, dass er zu Silvester sogar bis ein Uhr dort bleiben müsse, in der Administration, und dass es dort stinklangweilig sei. Ich habe ihn gefragt, was er dort mache, Internetsurfen. Ach, ist das Internet nicht ein Werk des Teufels? Wer glaubt, dass man mit Wörtern lügen könne, könnte meinen, dass es hier geschähe….Er hat wieder Baba gesagt und ist gegangen, ich bin dort stehen geblieben und habe ihm nachgeschaut, bis er bei der Treppe war. Es ist kaum Zeit vergangen. Er hat mir noch einmal gewinkt und dann habe ich ihm auch gewinkt. Ich bin dann sechzig Längen geschwommen, sonst bin ich nach vierzig Längen schon müde, aber jetzt werden die Tage ja wieder länger und in vier Monaten ist Mai. Hat er mich damals angerufen, kurz nach zehn? Er könnte zu mir kommen nach der Arbeit, ich wohne ganz in der Nähe, fährt er mit dem Bus an meinem Haus vorbei? Ich hatte immer solche Angst, ihn etwas zu fragen und heute ging es ganz leicht. Es hat sich so ergeben. Bei wichtigen Menschen dauert es eben länger, wenn er mir egal wäre, hätte ich ihn schon längst gefragt und aufgehalten und konfrontiert. Ingeborg Bachmann meint: Es zeigt sich alles ohnedies.

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