Ich wohne irgendwo im Gebirge, Manfred möchte eine Radtour auf den Gipfel machen und will, dass ich mitkomme. Ich möchte zuerst nicht, bin auch noch nicht angezogen, aber weil Manfred es will, beschließe ich doch, mitzukommen. Die Anderen sind schon losgefahren, ich glaube, dass ich so schnell bin, dass ich sie leicht einholen kann. Ich ziehe mich an, sehe mich Rad fahren und bin glücklich, die Steigung ist sanft, es geht in leichten Windungen um den Berg, irgendwann sind wir in einem Landhaus, Indigo und ich machen Positionsrahmen am Computer. Manfred schimpft hinter uns, dass das sein Computer sei oder dass er einen anderen Rahmen wolle oder so ähnlich. Ich erschrecke, weil er wieder so zornig ist. Dann kommt er aber zu mir her und erklärt mir ganz sanft, wie es gehe und was er gemeint habe. Warum träume ich immer von Manfred? Für das Unbewusste ist es wahrscheinlich egal, welcher Fred das ist, Fred ist Fred, wieder ein Beweis dafür, dass das Unbewusste sprachlich organisiert ist. Ich war mit Manfred auf dem Land und habe mich so glücklich und erfrischt gefühlt durch die Bewegung und die Geschwindigkeit, bin aber nicht geschwommen. Ich hatte mich so aufs Schwimmen gefreut, aber dann war das Stadthallenbad zugesperrt, wir haben etwas versäumt. Im Traum sind wir aufs Land gefahren. 

Am Donnerstag war ich schwimmen, zitterte vor Angst, Adam zu sehen. Ich hätte es wissen müssen: er ist nicht gekommen. Mit der Zeit habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass er doch noch auftaucht. Am Donnerstag kommt er nie. Vielleicht hat er ein Seminar um diese Zeit. Ich habe Ruveni gefragt, wo sie im Sommer schwimmt, in Korneuburg oder am Bisamberg. Habe ihr erzählt, dass ich immer ins Schönbrunnerbad gehe und sie hat mich gefragt, ob dort nicht so viele Kinder seien. Am Freitag war ich wieder schwimmen, bin aber zu spät gekommen, war um fünf nach eins im Wasser, habe so gehofft, Adam wenigstens noch auf der Stiege zu begegnen, aber er war nirgendwo. Ich war am Montag, Dienstag, Mittwoch auch nicht dort, am Montag wird er schon wieder kommen. Ist er doch krank geworden? Seit Donnerstag habe ich Kopfweh, weil ich mich von Adam verlassen fühle. Warum ruft er nicht an? Wollte er mir am Montag erklären, warum er nicht gekommen ist oder habe ich ihn verpasst. Hoffentlich kommt er morgen, ich freue mich schon so darauf, kann es kaum noch erwarten.

Während des Vortrags von Kaja Silverman habe ich ihn vor mir gesehen, wie er auf meinem Schoß sitzt und ich unter sein Hemd fasse und ihm den Rücken streichle und ihn umarme, er war mir so nah, als ob er wirklich da wäre. Heute ist er gekommen, sah ihn am Ende des Beckens sitzen und mit den Beinen baumeln, als ob er verlegen wäre. Konnte kaum atmen, als ich auf ihn zu schwamm, weil ich so aufgeregt war, ihn wieder zu sehen. Er hat mich begrüßt und mir zugerufen, ob ich jetzt länger nicht da war, du warst nicht da, habe ihm erzählt, dass ich ein Foto von ihm gefunden hätte, er hat mich gefragt, wo das Foto war und er hat ganz entschieden NA! gesagt, hast du einen Zwillingsbruder? Nein, ganz sicher nicht! Dann meinte er, dass man bei Schwarzweißfotos nicht viel sähe und ich habe gesagt, dass es so klein sei. Ich habe ihn gefragt, ob er krank war. Naja, ich bin immer später gekommen, weil ich jetzt viel für die Unni tun muss, heute kann ich auch nur ein Stündchen, dann muss ich wieder auf die Unni. Er stand schon im Wasser, habe ihn gefragt, was er für seine Prüfung bekommen habe, wenn ich noch einen Punkt gehabt hätte, wäre es ein Dreier geworden, der Professor hasst mich, es ist mir unverständlich, wie jemand Adam hassen kann, ich frage ihn warum, er zuckt mit den Achseln und schwimmt davon. 

Anfangs gab es nur eine abgesperrte Bahn, er ist erst um halb eins gekommen, wir sind aneinander vorbei geschwommen, wenn er hinter mir schwamm, sind wir gleichzeitig angekommen, aber dann war er wieder viel schneller, heute habe ich mich so wohl gefühlt, weil er zurück gekommen ist, weil ich Vom Wasser lese, ist er später gekommen, um mich nicht zu verpassen? Ich bin deshalb früher gekommen am Donnerstag, aber am Donnerstag kommt er nie und am Freitag muss ich schon um drei Uhr in der Arbeit sein. Er hat mir von meinem Startblock aus zugewinkt, als er ging und dann noch einmal, bevor er die Treppe hinunter gegangen ist, während ich zum tiefen Ende schwamm. Was wird er sich jetzt von mir denken? Wie kann es sein, dass er auf diesem Foto ganz gleich ausschaut, vielleicht schwindelt er? Vielleicht weiß er nichts von diesem Foto, er müsste ja wissen, ob er bei diesem Theaterstück mitgespielt hat, scheinbar nicht. Hat er einen Doppelgänger? Jetzt bin ich erschöpft, das Schwimmen war so belebend. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns nie woanders als im Schwimmbad treffen werden. Irgendwann muss er doch Zeit haben. Er hat nur wenich Zeit. Warum haben wir uns verpasst? Er hat doch auf mich gewartet, um mich zu begrüßen, ich weiß nur eines, ich habe noch nie jemanden so geliebt wie ihn. Wir kennen uns kaum. Wir haben unsere Zeit im Wasser verbracht, wie Embryos, wie Zwillinge. Wenn ich die Dissertation schon geschrieben hätte, könnte ich Seminare halten und er könnte mein Student sein und ich würde ihm lauter Einser geben. Ich möchte seine samtige Haut wieder spüren, er war so dunkel heute, wusste deshalb zuerst gar nicht, ob er es ist, erst als er auf mich gewartet hat, ist es mir klar geworden. Ich habe ihn angelächelt, ich war so glücklich, ihn zu sehen, hätte ihn am liebsten geküsst und in den Arm genommen und sein Haar gestreichelt, die Wassergrenze überschritten. Heute waren seine Haare ganz lockig und blond, weil sie noch nicht nass waren. Als er behauptet hat, das sei er nicht auf dem Foto, habe ich ihn mir ganz genau angeschaut.

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