Nach dem Schwimmen Miete und Telefonrechnung bezahlt und die Tagebücher von John Cheever und Brigitte Reimann abgeholt, auch Brütt von Friederike Mayröcker ist ein Tagebuch. Sie hat mir die Stafette übergeben. Sollte ich nur noch Tagebücher lesen? Ich hätte in den Eislaufverein kommen sollen, weil Helga Glantschnig dort aus ihrem Schlittschuhbuch las, habe es mit Ben und Sophia ausgemacht, aber ich hatte solche Sehnsucht nach Adam, dass ich keinen anderen Menschen ertragen hätte, deshalb bin ich aus der Straßenbahn wieder ausgestiegen und nach Hause gefahren. Ich gehe jetzt schlafen, damit es schneller Tag wird, damit ich wieder schwimmen kann. Am Freitag kommt Adam immer. Heute musste er sicher in die Arbeit, weil er auf die Uhr geschaut hat oder wollte er mich anschauen und hat so getan, als ob er auf die Uhr schaue, weil ich weg geschaut habe. Er ist um halb drei gegangen, a love is not a victory march (Jeff Buckley). Heute bin ich so gehetzt und trotzdem zu spät gekommen. Bin schon um sechs Uhr aufgewacht, dann hab ich bis zehn Uhr weiter geschlafen, das Interview mit Chantal Mouffe gelesen und Françoise Hardy gehört, wie jeden Morgen….

Habe John Cheevers Tagebücher mit zum Schwimmen genommen, er war homosexuell und musste es verschweigen. Als ich aus der Strassenbahn ausstieg, hat es zu schneien begonnen. Adam war schon im Wasser. Ich habe zu spät gefrühstückt, so dass ich kaum schwimmen konnte, nach einer Weile ist es wieder gegangen. Habe beobachtet, wie eine Frau mit einer lila Badehaube Adam nicht vorbei lassen wollte, habe zu ihm hingeschaut und wir haben uns angelächelt oder habe ich geglaubt, dass er lächelt, weil er das immer macht beim Kraulen, wie die Delphine. Ich habe gegrübelt, wie der Übergang von einem Arm zum anderen geht, deshalb habe ich zugeschaut, wie er das macht, bei ihm schaut es ganz leicht aus, er wechselt einfach von einem Arm zum nächsten, aber bei den meisten Männern schaut es so aus, als ob sie sich von einer Seite auf die andere drehen müssten. Wenn er vorbei schwimmt, sehe ich genau, wie er mit dem Arm unter Wasser arbeitet, es schaut aus wie in einem Lehrbuch. Heute ist er ein paar Längen Brust geschwommen, das macht er sonst nie, ich musste ständig stehen bleiben, wegen den Schülergruppen. Eine Turnlehrerin hat mir unter der Dusche erklärt, dass sie eine Stunde Zeit hätten, um herzufahren, sich umzuziehen, zu schwimmen, zu duschen, sich zu föhnen, sich anzuziehen und zurück zu fahren. Lohnt sich das überhaupt? Warum wird nicht in jeder Schule statt einer Turnhalle eine Schwimmhalle gebaut? Wir standen beide am Beckenrand, er hat ganz schüchtern Hallo gerufen, ich habe ihm gewinkt und nichts gesagt, er hat sich gewundert, ich halte es kaum noch aus, wenn er weg geht. Hatte solche Angst, ihn zu verpassen, einmal bin ich auf die Toilette gegangen und habe von oben gesehen, wie er schwimmt, er ist so schön, so lebendig, er ist immer weiter und weiter geschwommen, als ob er mir davon schwimmen wollte. Dann sind drei Mädchen gekommen, die nach jeder Länge gesagt haben: 5 dkg weniger…. Um halb zwei ist Adam gegangen, wie jeden Freitag. Nein, das war so: Ich habe unten gewartet und er ist auch stehen geblieben, hat sich die Brille ausgezogen und Turnübungen gemacht. Ich habe ihm zugeschaut, MS hat immer gesagt kein Gramm Fett, wenn ihm jemand gefallen hat, habe ich mich nicht deshalb in Adam verliebt, weil er MS gefallen hätte? Habe ich seinen Blick übernommen? MS hat sich immer in Minderjährige verliebt, weil sich seine Mutter nie um ihn gekümmert hat und er sie an seiner Statt bemuttern wollte, oder so ähnlich. Ich habe Adams Muskeln gesehen, hat er es gemacht, damit ich sie sehe oder damit er sie selber sieht? Ob er mich überhaupt wahrnimmt? Dann ist er raus gegangen und hat hinter mir gesagt Ich gehe jetzt, habe mich zu ihm umgedreht und gerufen Nein, gehst du jetzt wirklich? Er war erstaunt, hat mir erklärt, dass er am Freitag immer arbeiten müsse und dass er heute eh nicht so in Form sei. Er hat Baba gesagt und ist gegangen, er war in Eile, aber auch sehnsüchtig. Ich bin weiter geschwommen, während es geschneit und geschneit hat.

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