Meine Kondition lässt nach, im Sommer habe ich mit Leichtigkeit drei Kilometer geschafft, immer, wenn ich zu den Duschen gehe, muss ich an Piet denken, der gesagt hat, dass die Menschen so grauslich seien, dass er es kaum ertragen könne. Ich kann es auch nicht ertragen. Der Mensch ist sicher nicht die Krone der Schöpfung, außer Adam. Ich muss ihm endlich sagen, dass ich ihn so liebe, heute wäre ein guter Augenblick gewesen, aber keine Sekunde hätte ich es gewagt, ihn zum Essen einzuladen, ich habe es wieder nicht geschafft, er muss es doch wissen. Habe ich es ihm nicht deutlich genug gezeigt? Ist es ein Zeichen von Vertrautheit, wenn er mir sagt, dass er jetzt geht? Ich war den ganzen Abend glücklich und habe beim Telefonieren nur an ihn gedacht, ich hatte nicht das Gefühl, dass schon Abend ist, weil es durch den Schnee so hell war. Am Schluss habe ich einen Zwölfjährigen interviewt, er hat alle Fragen beantwortet und dann hat er mir erzählt, dass er mit seinem Vater Internet surft, trotzdem ist es ungewöhnlich. Nach der Arbeit bin ich zum Westbahnhof gefahren, Katzenfutter kaufen, Zeitungen lesen. Zu Hause hab ich Maroni gebraten und schwarze Spaghetti mit Sojawürfeln gemacht, warum bist du nicht bei mir, wie schön wir es hätten! 

Ben hat mir erzählt, dass Helga Glantschnig mit Schlittschuhen zu ihrer Lesung gekommen sei und mitten auf dem Eislaufplatz durch Lautsprecher gelesen hätte. Ich sollte das Geschirr waschen, die Wäsche aufhängen, Tagebücher lesen, ich bin für alles zu müde. Muss meinen überdrehten Motor zum Stillstand bringen. Mein Opa hat immer gesagt, dass die Katzen den Motor einschalteten, wenn sie zu schnurren anfingen. Adam kommt sonst nie am Donnerstag, hatte er Sehnsucht nach mir? Vielleicht ist seine Vorlesung ausgefallen, habe seinen Namen in den Schnee geschrieben vor dem Fenster. Ich denke an seinen ägyptischen Hinterkopf, ob er Jude ist? Sind nicht alle seine Vorführungen dazu gedacht, mir seinen Körper zu zeigen, mich zu verführen? Ich bräuchte eine Ottomane oder eine Chaiselongue zum Lesen, zum Schreiben. Heute wird die U3 nach Ottakring eröffnet, in Ottakring gibt es eine Videoskulptur von Margot Pilz und bei der Schweglerstrasse eine Installation von Nam June Paik, erstaunlich. Bei der Schweglerstrasse steigt er aus, wenn er zum Stadthallenbad geht. Beim Schwimmen fallen mir immer Dinge ein, die ich längst vergessen habe, Schwimmanalyse. Ob er auch ständig über uns, über sich, nachdenkt, wenn er schwimmt? Als Kind kam mir die Dorfstrasse unendlich vor, ich kann den Weg in der Erinnerung gehen und sehe noch jedes Haus vor mir, es gab keinen Gehsteig und fast keine Autos, überall lag Schnee, trotzdem habe ich einmal einen schrecklichen Radunfall gesehen, alles war voller Blut, all diese Geschichten fallen mir wieder ein, Schwimmen heilt.

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