Geträumt: Sehr viele Menschen waren bei meinen Eltern zu Besuch, ein Raum war ganz weiß ausgelegt mit Leintüchern auf dem Boden und auf den Betten. Ich saß mit dem Maler Reinhold K. auf einem Bett in diesem weißen Raum und wir haben uns ununterbrochen gestreichelt und gekost. Später kam ein Mann, den ich gekannt habe und mit ihm habe ich es auch gemacht. Dann wollten wir mit zwei Lastwägen davonfahren. Meine Eltern saßen in einem und Reinhold im anderen Auto, ich wollte endlich los fahren, aber sie hatten ständig etwas zu besprechen. Ich glaube, der Mann war mein Onkel, der Vater von Fred. Ich wollte nur mit Reinhold mitfahren. Soll ich schwimmen gehen? Am Samstag sind immer so viele Leute dort und Adam nicht. Er könnte ja Sehnsucht nach mir haben und mich suchen. Bin 60 Längen geschwommen, es war gar nicht so viel los, manchmal sah ich Adam im Geist vor mir schwimmen, sobald ich im Wasser bin, fällt er mir ein, er fällt in mich ein, er schwimmt so schön. Ist er ganz in der Nähe oder in mir? Je te porte en moi comme un oiseau blessé… (Louis Aragon) Ich fühle mich wie eine Ballett-Tänzerin, seit ich so viel schwimme, es sind meine Komplexe, nicht seine, er ist ohne Arg. Ich war spazieren, Zeitungen holen, bin bis zum Gutraterplatz gegangen und dann mit dem 10er nach Hietzing gefahren, dachte ständig, dass ich ihn jetzt treffen werde, ich weiß nicht, warum, aber ich bin mir ganz sicher. Fängt jetzt nicht der Herbst an? Jedenfalls scheint wieder die Sonne, habe am Westbahnhof herum getrödelt, wollte gar nicht schwimmen gehen, war mir sicher, dass Adam nicht dort sein wird, aber er war dort. 

In der siebten Bahn schwammen sehr viele Sportler, einer mit einer roten Badehaube, das dünne Mädchen aus Sri Lanka und Adam, ich habe ihn an seinem Kraulstil erkannt, nach der dreißigsten Länge ist er wie immer am Beckenrand stehen geblieben und hat mich begrüßt, habe ihn auch begrüßt und gefragt, ob er überhaupt wisse, wie ich heiße, er hat nein gesagt und ich habe zu ihm gesagt, dass ich seinen Namen wisse, er fragt mich: Weißt du es noch? Ja, sicher. Adam! Sag mir deinen Namen. Ich habe den Kopf geschüttelt, er lacht, dann sag’s halt nicht. Es brachte mich fast zum Weinen, er hat selbstgefällig so gesagt und sich die Schwimmbrille wieder aufgesetzt, um weiter zu schwimmen. Es ist mir plötzlich so seltsam vorgekommen, dass er mich immer begrüßt, ohne meinen Namen zu wissen. Warum habe ich es ihm nie gesagt? Aber er hat mich ja nie gefragt. Wir sind weiter geschwommen, er hat unten gewartet nach vielen Längen und ich bin auch stehen geblieben. Mir war so zum Weinen, er hat gesagt, dass es wirklich stimme, dass man hier viel schneller müde werde, nein, er hat gesagt Du hast recht. Er hat wieder Du gesagt und ich nicht, wir waren quitt. Ich habe gesagt, dass es so lange dauere, bis es wieder Sommer geworden sein wird. Er sagt, dass man in Griechenland leben müsste und lacht, ich sage, dass man nicht so glücklich darüber wäre, wenn man dort geboren wäre. Er hat JA gesagt. 

Wir sind weiter geschwommen, ich habe ihn weg gehen sehen um halb zwei. Seine Bahn war voll mit Sportlern, sie haben ihn gehetzt, er hat sich verabschiedet bei meiner 58. Länge, ich bin noch zwei Längen geschwommen und auch gegangen. Ich darf MS nicht auch meine zukünftigen Beziehungen vergiften lassen. Er hat mich nicht gefragt, weil es ihn nicht interessiert hat. War mir deshalb so zum Weinen oder weil es Adam auch nicht interessiert? Ich hätte zu ihm sagen können, dass ich ihn auf ein Eis einlade, wenn er gewinnt, aber er gewinnt ja immer. Heute war ich auch ständig müde, er hat gemeint, dass es seltsam sei, dass man so schnell müde werde, vor einem Monat ist er in Schönbrunn auf der Treppe vor dem Buffet gesessen und mir war kalt. Warum schaffe ich es nie, will er nicht? Er könnte ja dasselbe von mir denken, heute ist er so lange geblieben, warum gehen wir nie gleichzeitig weg? Wir sollten verreisen, nach Griechenland oder Alexandria. Er hat mich interessiert angeschaut, als ich das Mädchen aus Sri Lanka angelächelt habe. Er hat sich doch noch erinnert, dass ich ihn einmal nach seinem Namen gefragt habe. Wenn ich nur eine Formel hätte….. Es scheint ihn wirklich nicht zu interessieren…oder er weiß es schon. Kann man an jemanden denken, dessen Namen man nicht kennt?

 Ich wusste seinen Namen ja auch lange nicht und habe trotzdem an ihn gedacht, er macht sicher keine Anagramme. Leidet er auch so wie ich? Mon Dieu, si je serais toi, j’aurais de remords…. Wenn er die Telefonnummer hat, weiß er auch, wie ich heiße. Hat er sie doch nicht bekommen, damals in Schönbrunn, als ich krank geworden bin? Hat er mich nie gefragt, weil er es gewusst hat? Ich dachte, dass ich ihn nie mehr sehen werde, was wird er sich von mir denken, wenn ich ihm nicht sagen will, wie ich heiße? Wenn wir uns wieder treffen, werde ich zu ihm sagen, dass wir uns einmal in Kleidern treffen sollten, mit Name, Adresse und Telefonnummer. Ich hätte am liebsten gesagt Geh nicht, aber er war schon bei der Treppe zu den Garderoben. Piet hat mir erzählt, dass er immer an seine tote Freundin denke, vom Aufwachen bis zum Schlafengehen und im Traum. Ich liebe den Namen von Adam, Freud flüstert mir zu Träume seien Wunscherfüllungen. Ich kann mich auf jeden Tag freuen, weil ich jeden Tag Adam treffen könnte. Jeden Tag kann der Messias erscheinen bei Walter Benjamin. Ist es mein Fehler, Adam wie den Messias zu erwarten? Reinhold K. hat doch einmal gesagt, dass er es nicht mag, wenn ihn Frauen ansprechen, ich glaube, Adam mag es auch nicht, er will es selber tun. Wenn ich mehr will, muss ich auch mehr riskieren, aber einmal muss das Fest ja kommen (Ingeborg Bachmann).

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