Durch Wien schwimmen

Gestern bin ich mit Anna und Ben zum Wechsel gefahren, Psilos suchen, wir haben aber keine gefunden, mir war es egal, ich habe während der Fahrt nur an Adam gedacht, Ben sagt, ich müsse so stark daran glauben und wissen, was ich wolle, dann seien meine telepathischen Wellen so stark, dass ich ihn zufällig träfe wie Laurenz damals in der Wattgasse. Die Gegend ist wirklich schön, zuerst hat es geregnet, dann war es wieder vorbei, aus dem Tal stieg Nebel auf, überall wächst Schlafmoos. Tom wüsste, wo diese Pilze sind, er ist in dieser Gegend aufgewachsen, jetzt regnet es schon wieder, aber ab morgen soll es 25° haben. Ich sehe Adam nicht vor mir, deshalb habe ich keine Ungeduld, schwimmen zu gehen, auch das Wasser muss sich erst wieder erwärmen, der Sommer ist vorbei. Ich lese Simone de Beauvoirs Briefe an Sartre, um mich zu trösten, sie nennt ihn mein Kleiner, aber das Lustige ist, dass er sie auch mein Kleiner nennt. Manchmal werde ich wirklich wütend über dieses Wetter, aber so wie es von einem Tag auf den anderen kalt geworden ist, kann es von einem Tag auf den anderen wieder heiß werden. Alle, alle waren heute im Schwimmbad, nur Adam nicht, ich habe ihn nicht vor mir gesehen in der Nacht, ich hätte es wissen müssen. Wo ist er nur, hat er deshalb so traurig gelächelt damals, weil er wusste, dass er nicht mehr kommen wird? Klaus ist lange geschwommen, das Wasser war sauber und glatt und erfrischend, die Sonne schien ganz stark, wie zum Abschied. Ich habe Klaus gefragt, ob er wisse, wo Adam ist, er wusste zuerst nicht, wen ich meine, der, der am längsten von allen schwimmt, ach, der Liebe, mit dem habe ich immer Wetten gemacht, aber er ist ja viel schneller als ich, ich war erstaunt, macht er das immer, nicht nur mit mir? Habe immer gedacht, dass Klaus nichts auffällt, aber natürlich hat er es bemerkt, das ganze Schönbrunnerbad hat es bemerkt. Er hat geheimnisvoll gelächelt und mich gefragt, ob ich schon einmal mit ihm gesprochen hätte, ja, er schwimmt vier oder fünf Kilometer am Tag, das glaube er schon, Klaus meint, das sei ein Schwimmer, ich glaube es nicht. Ob er uns beobachtet hat, obwohl er sich nichts anmerken ließ? Das Mädchen mit den dunklen Haaren und den blauen Augen hat sich zu mir gesetzt und mir erzählt, dass sie es so traurig finde, dass es jetzt vorbei sei, ich verstehe nicht, warum Adam nicht da ist. Was ist passiert? Sogar der mit der Tigerbadehose war da und ist eine Länge Delphin geschwommen und die schöne Russin war da und die zwei alten Frauen mit den grünen Badehauben waren da und der alte Mann mit der gelben Blume im Ohr, der mich immer grüßt und Löwe ist, war da und der, der zu mir gesagt hat a scheene Ausdauer war da, waren da, aber war es nicht schon immer so? Ist er nicht schon immer verschwunden und plötzlich wieder aufgetaucht? Morgen soll es 25° haben, aber regnen, vielleicht kommt er, wenn es regnet? Ich kann ihm ja einfach sagen, dass ich durchgedreht bin, weil ich Angst hatte, ihn nie wieder zu treffen, dann wird es sich schon ergeben, ich weiß ja nichts über ihn, Klaus sagt Ich kenne ihn nur vom Sehen.