Die Sonne hat es den ganzen Tag nicht geschafft, vielleicht morgen? Ich mache Schrifthochzeiten, während ich telefoniere, Badefräulein .... habe keine Ahnung, wo er ist, aber ich vertraue darauf, dass ich ihn wieder sehen werde und dass die Sonne wieder scheinen wird, er muß doch, diesem gleich fehlet die Trauer und was sich gleich ist, findet sich bald in der Stadthalle, wenigstens, zumindest. Heute habe ich schon wieder mit einem telefoniert, dessen Stimme so klingt wie die von Adam, das macht mich verrückt. Außerdem hätte ich heute mit dem Diplomingenieur Tom Sommer telefonieren müssen, er war aber nicht da, nur sein Anrufbeantworter, trotzdem hat es mich gerührt, seine Stimme zu hören in dieser geistlosen Umgebung. Gestern war ich mit Anna am Volksstimmefest, es hat wie jedes Jahr geregnet, habe Natalia getroffen, wir hatten uns nichts zu sagen, es hat immer noch heftiger geregnet und dann hat es zu schütten begonnen, Anna hat mich zum Essen eingeladen. Bin zum 10A gegangen und ganz nass geworden, da habe ich gespürt, dass Adam wieder da ist, ich weiß, dass ich ihn treffen werde. War auf der Bank und auf der Mariahilferstrasse, habe einen Postkasten gesucht, aber keinen gefunden, bin mit dem kleinen Bus von der Rotenturmstrasse in die Kirchengasse gefahren, der Himmel war plötzlich kobaltblau, keine Wolke mehr am Himmel, ich konnte es nicht erwarten, ins Wasser zu kommen, nur weg hier! 

Es war schon halb zwölf, als ich im Schönbrunnerbad war, Adam war nicht da und er ist auch nicht gekommen, er könnte ja schon in der Früh geschwommen und wieder gegangen sein, aber das glaube ich nicht. Ich sehe ihn nicht vor mir, ist er nicht in Wien? Wo ist er? Ich bin 60 Längen geschwommen, obwohl das Wasser so kalt war, er ist nicht gekommen, aber der mit der Tigerbadehose und Alla waren da, wenn Adam in Wien wäre, wäre er auch im Wasser! Am Freitag müssen wir die Schlüssel zurückgeben, vielleicht sehe ich ihn dann? D(i)e Beauvoir war schon zehn Jahre mit Sartre zusammen, bevor sie ihm solche Liebesbriefe schrieb, sie ist eins mit ihm, er ist ihr absoluter Anderer. Ich kenne Adam nicht, ich erkenne nicht einmal seine Stimme, aber wenn ich seine wahre Stimme hörte, wüsste ich nicht sofort, dass er es ist? 

Die Katzen vergnügen sich am Fenster in der Abenddämmerung, es ist endlich wieder schön geworden, Cirrocumulus- und Stratocumuluswolken. Am Mittwoch soll es noch einmal heiß werden, die alte Frau, die jeden Tag schwimmt, hat mich Meisterschwimmerin genannt, ich habe zu ihr gesagt, dass Adam der Meisterschwimmer ist. Das Schönbrunnerbad ist nur von zehn bis zwölf Uhr vormittags geöffnet, heute war ausnahmsweise bis vier Uhr offen, weil es so schön war. Ein paar kleine Mädchen haben mir Moos aus dem Park auf den Platz gelegt, ich habe es mitgenommen und eingesetzt, Schlafmoos. Sie wollten mir daraus einen Kopfpolster machen. Ich habe bei Adams Brunnen Wasser getrunken, bevor ich ging. 

Bin zum Westbahnhof gefahren, habe eine Woche frei, in der Zeitung stand Die Temperaturen steigen in allen Höhen, morgen hat es 21°, am Mittwoch 24° und am Donnerstag 28°. Ich sah VIENNALE-Plakate, vielleicht treffe ich Adam im Kino. Ich war glücklich, weil ich eine alte Gewohnheit wieder entdeckt habe. Es ist so beruhigend, Gewohnheiten zu haben.

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