Wir haben uns angefeuert ohne Worte, es war ein kairos, ein Höhepunkt, und dann hat er mich gesucht, um mir zu zeigen, dass er so glücklich ist wie ich, endlich, weil ich noch einmal ins Wasser gegangen bin, weil ich mich selbst besiegt habe. Wir suchen nach etwas Absolutem, wir wollen die Grenze durchbrechen. Die Frau, die neben mir auf den Pritschen saß, hat uns entgeistert angeschaut, als wir uns so begrüßt haben. Wenn er mir beim Schwimmen nicht so aufmunternd zugelächelt hätte, wäre ich gar nicht weiter geschwommen, er war mir plötzlich ganz nahe, dann schwamm ich wieder in die nächste Bahn und er auch, so dass wir wieder ganz weit auseinander waren, aber irgendwann waren wir dann doch wieder zusammen. Gestern war mir Lorenz unsympathisch, weil er so launisch ist, außerdem ist er feig. Edith hat mich gefragt, warum ich erst zwei Interviews gemacht habe, obwohl er bei uns Supervisor war oder war es ihm egal, wie alles? War er so grantig, weil Ben da war? Ich entwickle auch schon Aggressionen gegen ihn. Ich war um elf Uhr in Schönbrunn, weil ich zu lange geschlafen habe, auf dem Weg ist mir Alla begegnet, nach ein paar Längen ist Adam gekommen, hat mich begrüßt, ist 50 Längen Brust geschwommen, ich habe mitgezählt, bei der 45. Länge hat er mich aufgeholt, dann waren wir drei oder vier Längen gleich und dann hat er mich überholt, nach 50 Längen hat er seine Turnübungen gemacht, dann ist er gekrault, ich habe Klaus von weitem gesehen, ganz am Anfang, dann sind die Soldaten gekommen, ich war zwischen ihnen und Adam, bin zu ihm in die Bahn geflüchtet, er hat es bemerkt und hat mich beschützt, habe gespürt wie gern er mich mag unter Wasser, es tut schon weh. Ich wollte 80 Längen schwimmen, er hat einmal dazwischen aufgehört und sich an den Rand gesetzt, aber als er sah, dass ich weiter schwimme, ist er auch wieder geschwommen, die Frau mit den grauen kurzen Haaren war wieder zwischen uns. Er ist dann aber zu mir auf meine Seite gekommen, so dass niemand mehr zwischen uns ist, immer wenn wir uns begegnet sind, war es wie ein Orgasmus. Ich habe mich so geliebt gefühlt, ohne Berührung. Vielleicht sind wir Autisten, die sich trotzdem lieben? Ich habe es so stark gespürt, wir waren uns so nahe im Wasser, wir hätten uns beinahe umarmt. Wollte er mir etwas sagen? Einmal habe ich ihn angeschaut, als er am Beckenrand saß, er sah ganz ernst aus und nicht so, als ob er mich sehen würde. Er hat mich aber gesehen und ist weiter geschwommen. Ich war bei der 77. Länge, da wollte er nicht mehr und ist aus dem Wasser gesprungen, ich sah ihn weg gehen. Bin noch drei Längen geschwommen, dann habe ich mich aufs Wasser gelegt, hab aber so viel Wasser geschluckt und gehustet, weil ich so gezittert habe vor Erregung, bin zur Dusche geschwommen und raus gesprungen. Um halb zwei bin ich nach Hause gegangen, wollte mich von ihm verabschieden, habe ihn aber nirgends gesehen, hätte beinahe geweint, ich bin mir ganz sicher, er ist meine letzte große Liebe. Habe ich jemanden schon einmal so geliebt? Heute ist er schon um 11 Uhr gekommen, als ich aus dem Wasser sprang, war es ein Uhr, das Schönste war, wie er mich vor den Soldaten beschützt hat, eine Länge in einer Minute? Morgen muss ich mit Lalomie zum Tierarzt, habe Angst, ihn deshalb diese Woche nicht mehr zu sehen, meinen Geliebten, meinen Wassergott.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog