Ich sehe ihn von hinten in der Wiese sitzen, ganz nah vor mir beim Eingang, da, wo ich immer herein komme, er sitzt da wie ein Kind, mit einer Zeitschrift zwischen den gespreizten Beinen, konnte nicht widerstehen und habe geschaut, was er liest, einen Artikel über das Schloss als Symbol, er hat verlegen gelacht, habe ich ihn erschreckt, ich habe nichts gesagt, ihn nur so leicht am Rücken gestreichelt wie ein Windhauch, er hat leise Hallo gesagt. Dann stand er unten bei den Planschbecken und ich war noch bei den Startblöcken, er hat auf mich gewartet, um mich noch einmal zu begrüßen und als ich fast bei ihm war, ist er los geschwommen. Wir sind dann viele Längen geschwommen, er ist raus gesprungen, als ich bei der achtzigsten Länge war, Klaus ist gekommen und mit mir weiter geschwommen, habe mich mit ihm unterhalten am Beckenrand. Die Leute sind mir ganz besonders auf die Nerven gegangen, weil sie ständig quer oder schief schwimmen und immer gerade da, wo sie im Weg sind. Adam ist verschwunden und den ganzen Tag nicht mehr aufgetaucht. Er war auch nicht mehr an seinem Platz. War er nur kurz da, um ein paar Runden zu drehen, hat er einen Ferienjob, Ben hat auf mich eingeredet in der Arbeit, dass ich ihn zum Kaffee einladen sollte, dass wir ausgehen sollten, dass das nicht Fatalismus sei, sondern Trägheit, wenn ich glaube, es werde sich ergeben oder nicht. Er, Ben, hätte schon längst angerufen bei dieser Nummer, aber ich sehe ihn ja jeden Tag, warum sollte ich ihn anrufen? Ich hasse telefonieren, ich sollte ihn einmal aufhalten und nicht weiter schwimmen lassen, ihn fragen…..fragen…....fragen. Jetzt ist der Sommer bald vorbei, ich muss früher hingehen, damit ich einen Platz im Schatten finde, was soll ich nur tun? Ben fragt mich: wie alt bist du denn, es ist mir zu wichtig, um es zu zerstören, er sagt, auch um nur eine Freundschaft anzufangen, müsstest du ihn fragen. Heute werde ich Adam fragen, wie es ihm geht, ich werde ja sehen, ob er sich aufhalten lässt, gestern hat er wieder Turnübungen gemacht am Beckenrand, wollte ihn ja fragen, aber er hat so böse geschaut, dass ich es gelassen habe, vielleicht war er nur versunken, dann ist er weiter geschwommen wie immer. Ich hatte gar keine Schwimmlust, mir war kalt, bin am Beckenrand gesessen und habe gewartet, dass er kommt, etwas stimmt nicht. Heute früh bin ich 20 Längen geschwommen und später 60, die Uhr dort funktioniert nicht mehr und die Uhr auf dem Haus in der Winckelmannstrasse, in dem meine Zahnärztin ist, auch nicht, sie ist verschwunden, dort ist jetzt eine Werbetafel. Heute war ein glücklicher Tag. Adam ist ins Wasser gekommen, ich habe gesehen, wie er zu den Startblöcken geht und habe mich gefreut, wollte etwas heraus fordern, etwas bewegen, er ist nämlich wie ein Aal, bin zum Beckenrand geschwommen und habe auf ihn gewartet, er ist aber nicht zu mir geschwommen, sondern zu den Leuten, die neben mir gestanden sind, so dass sie ihn verdeckt haben, zugedeckt, habe auch angefangen, Turnübungen zu machen und die Frau neben mir hat mir zugelächelt, dann bin ich ihm nach geschwommen, wir waren gleichzeitig bei den Startblöcken, er ist aber schnell aus dem Wasser gesprungen und hat gelacht, wollte er mich nur necken? Bin meine Längen weiter geschwommen, habe mich aufs Wasser gelegt und wollte noch ein paar Längen schwimmen, bei der letzten bin ich zum deep end getaucht und habe mich geschüttelt wie ein Pudel und vor mir schwamm Adam. Wir haben uns in die Augen geschaut, er hat etwas Dämonisches.

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