Ich kann es nicht fassen, wo warst du in all den Jahren? Wir haben uns endlich einmal unterhalten, das hat sich so ergeben, es war, als ob sich eine Schranke aufhöbe und dann bin ich zum ersten Mal 6 km und schnell geschwommen, danach war ich endlich einmal so wohlig müde. Klaus hat mich gefragt, wie viele Längen ich schwimme, sechzig oder achtzig oder hundert, der Körper entwickelt Glücksgefühle, ja, Endorphine, du wirst süchtig danach, es sei wie eine Droge, aber bei ihm komme es nie so weit. Adam ist dann noch ein paar Mal vom Podest ins Wasser gesprungen und hat geschaut, ob ich es sehe, er ist nur eine Länge geschwommen, am Rücken, für ihn ist das wahrscheinlich gar nicht Schwimmen, vorher hat er noch Turnübungen am Beckenrand gemacht, habe ich ihn angestachelt, danach habe ich ihn nicht mehr gesehen, aber ich sehe ihn ja nie. Durch den Park spaziert, ein paar Steine mitgenommen, Geburtstag. Zu Hause bin ich ins Bett gefallen, ich war zu müde für alles, sah ihn ständig vor mir, bedeutet das, dass er an mich denkt? Tom würde sagen, das sei etwas Grosses, aber was weiß der schon. Am nächsten Tag wollte ich gar nicht schwimmen gehen, weil ich dachte, dass es zu voll sein werde, aber das Wetter war so schlecht, dass ich doch hingefahren bin. Als ich dort war, war es schon elf oder halb zwölf, die Liegewiese fast leer, aber ich sah einen grünen Rucksack, der aussah wie der von Adam. Habe mir den Platz gemerkt und ins Wasser geschaut, ob ich ihn schwimmen sehe. Habe mir einen Platz auf den Pritschen gesucht, wollte nur lesen und mich aufs Wasser legen, weil ich von gestern noch so erledigt war, aber ich war plötzlich wieder voller Energie, weil ich ihn in der zweiten Bahn schwimmen sah. Ein wenig später schwamm er in der ersten Bahn, ganz nah bei mir, und ich habe geraucht und ihm zugeschaut und er hat mir im Schwimmen zugelächelt. Bin zur Mauer gegangen, weil mir zu heiß war, im Schatten war mir aber zu kalt und ich habe mich wieder dort hingesetzt, im Laufe des Tages ist es noch heißer geworden. Ich bin auch ins Wasser gesprungen, nach ein paar Längen ist er raus gesprungen, unten bei den Planschbecken und an den Pritschen entlang zu seinem Brunnen, so langsam, ich bin zum deep end geschwommen und war gleich schnell, beim Brunnen hat er Wasser getrunken und seine Turnübungen gemacht, habe mich umgedreht und bin wieder nach unten geschwommen, habe weiter gelesen, als mir zu heiß war, bin ich wieder schwimmen gegangen, er ist ins Wasser gesprungen, ich habe nicht hingeschaut, aber beim Schwimmen habe ich ihn mit den Augen gesucht, sah ihn nicht, plötzlich rief er links neben mir Hallo, er muss im Schatten geschwommen sein, so dass ich ihn nicht gesehen habe. Er rief es so glücklich, so hell, habe auch Hallo gerufen, aber nicht so schön wie er, eher erstaunt. Als ich auf der Pritsche lag, habe ich einmal beobachtet, wie er zu den Startblöcken geht, sich abkühlt und ins Wasser springt, sich im Wasser auf den Rücken dreht und nach oben schwimmt. Ich frage mich immer, ob er mich sieht, oben ist er noch herumgehüpft am Beckenrand und dann über die mittlere Treppe zu seinem Platz geschritten, so aufrecht wie ein Tänzer. Um vier bin ich noch 20 Längen geschwommen, dachte es sei schon fünf und wollte dann gehen, als ich aus dem Wasser kam, nach dem Duschen, bin ich auf der Seite mit den Hecken zurück gegangen, sah einen vor mir, der aussah wie der Delphinschwimmer aus der Stadthalle, gut, dass ich ihn nicht gefragt habe, denn Adam ist hinter mir gegangen. Als ich bei den Bänken war, hat jemand meinen Namen gerufen, zweimal, habe mich umgedreht, es war meine Nachbarin, die in der Wiese auf einer Decke saß. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, als ich mich wieder auf meinen Platz gesetzt habe zum Trocknen, sah ich Adam die Treppe hinaufgehen, ein Handtuch nehmen und weg gehen, er muss gerade im Wasser gewesen sein, habe geglaubt er geht nach Hause und wollte auch gehen, weil ich gehofft habe, dass wir uns zufällig treffen, dass es sich ergibt, dass endlich etwas passieren wird.

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