Über Schönbrunn liegt eine Wolkendecke, nur über meinem Haus ist der Himmel kobaltblau. Ich werde trotzdem schwimmen gehen, ein paar Längen, solange es nicht regnet. Vielleicht kommt er auch. Es ist wieder heiß geworden, die Meteorologen haben sich getäuscht, aber er ist nicht gekommen; das beunruhigt mich. Wo ist er hin gefahren? Oder ist ihm zu kalt? Vielleicht kommt er nicht mehr ins Schönbrunnerbad wegen mir? Ich werde ihn fragen, wo er war, wenn ich ihn wieder sehe. Ich war in dem italienischen Eissalon in der Winckelmannstraße, dort ist noch immer derselbe Kellner wie vor zehn Jahren. Es hat sich nichts verändert, seit ich dort weggezogen bin. Die ungarische Konditorin in der Schönbrunnerstraße hat gesagt, dass ich Kredit bei ihr habe. Sie erinnert sich noch an mich. Ob es morgen wieder so schön ist? Heute hätte es laut Wetterbericht ganz kalt sein sollen, aber es ist schwül, das stört mich alles nicht. Es stört mich, dass ich nicht weiß, wo du bist. Heute ist der Bademeister an mir vorbei gegangen und hat mich gefragt: Tamma lernen? Ich habe nur den Kopf geschüttelt, aber ich hätte zu ihm sagen sollen, dass ich zum Lernen schon zu alt bin. Nein, das stimmt auch wieder nicht. Um 17 Uhr war ein Gewitter, morgen soll es kalt werden. Schwer zu glauben, bei dieser Hitze. Vielleicht gefällt es mir so gut mit dir, weil wir nichts reden? Ich bin beunruhigt, weil ich dich schon seit Tagen nicht mehr gesehen habe. Als ich kam, ist die Russin schon wieder gegangen.

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